„Eine zweite hoch interessante Erfindung

wurde am Samstag Vormittag den Vertretern der Presse vorgeführt: „Ein Kinematograph“; die Idee desselben basirt auf dem System des Anschütz´schen Schnellsehers.

Wir stehen hier vor einem so eigenartigen Schauobject, das zweifellos berufen ist, in der Schaustellerwelt das größte Aufsehen zu erregen. Während man bei dem Edinson´schen Kinetoskop, in einen Kasten sehen mußte, bei dem bewegliche Photogramme nur in Miniatur und einfarbig zu sehen waren, wird hier auf einer weißen Leinenwand irgend eine Straßen-Scene, die vom Photographen aufgenommen ist, mit hunderte von Menschen, die hastig ihren Beruf verfolgen, fahrende Droschken, Pferdebahnen, Omnibusse etc. fixirt. Diese Bilder sind farbentreu und lebensvoll wiedergegeben, alles ist in Bewegung, man muß es gesehen haben, um sich einen Begriff von dem Packenden dieses Schauobjectes machen zu können.

Wie mir mitgetheilt, beruht die Erfindung auf folgenden Principien : Das vom Photographen aufgenommene Bild wird copirt und dann in 1500-2000 kleine Bilder zerlegt. Die so gewonnenen Bilder werden dann auf eine etwa 5 Centimeter starke Rolle abphotographirt und durch den Apparat mit Blitzesschnelle auf die Leinwand geworfen.

Das Kostspielige hierbei ist der nothwendige Lichteffect, dieser muß 40 Ampéren = 4000 Kerzen betragen. Wir werden in der nächsten Nummer hierüber Weiteres berichten, da diese Schauobjekte jedenfalls dem Handel übergeben werden.-n.“

Der Komet, 9.5.1896

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