„ Biomatograph auch Kinematograph, Kinephotograph, Vitagraph etc.


genannt ist ein Apparat, welcher, wenn richtig und gewissenhaft vorgeführt, viel Lob, viel Amüsement und auch das nöthige Kleingeld einbringt. Aber wehe, wehe, wer einen solchen Apparat kauft und jede Warnung des betreffenden Fabrikanten auf die leichte Achsel nimmt und statt sich gewissenhaft mit dem von ihm erstandenen Apparat unter Aufsicht eines Lieferanten zu beschäftigen, glaubt, er sei schlauer als alle anderen Menschenkinder und womöglich als der Fabrikant selbst. Er wird bald merken, daß er seine Lehrzeit nun vor coram publico zu bestehen hat und statt sich einen Namen und volle Taschen, sich und seinem Lieferanten nur Schande machen. Ja ! Viele glauben der Apparat allein ist dann Schuld an Allem. Gerade als ob sie sich nur das Taschentuch des Zauberkünstlers zu kaufen brauchten und glauben dann ein Karnickel herausziehen zu können, wie sie es von Zauberkünstler sehen.

Bei einem Kinematographen muß man darauf achten, daß die Films richtig und schnell an der richtigen Stelle eingesetzt werden, daß das Projektions-Objektiv scharf eingestellt wird, daß das Licht der Bogenlampe oder der Kalkkegel des Brenners genau die richtige Entfernung vom Condensator und dieser entsprechend vom Objektiv hat und genau centrisch zu den beiden Linsen steht. Man muß beachten, daß der Films richtig ausläuft etc. etc.

Alles Sachen, die ein intelligenter Mann in wenigen Stunden begreift und deren Handgriffe er nach einigen Tagen flotter Uebung absolut beherrscht. Aber der arme Fabrikant, wenn nun ein Superkluger seinen Apparat nicht behandeln kann ! Ich kenne nun schon keinen Fabrikanten mehr, dem nicht mit Klage gedroht wäre, wenn die Sache durch die Schuld des Vorführenden nicht klappte. Ich bin selbst Fabrikant und mache prinzipiell keine Concurrenz-Fabrik schlecht, halte civile Preise, bin coulant. Aber ein Lied kann ich nun auch von dem Artikel singen. Grüß Gott !

H. O. Foersterling.“

Der Komet, 26.9.1896

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