Christian van Laaten- Photograph in Emden und Besitzer eines Weltpanoramas

Schon lange vor dem Aufbau der ersten Kaiserpanorama- Rotunden konnte man in Ostfriesland im öffentlichen Raum Glasstereoskopien betrachten. Schon 1856 stellten Möbius & Wunder in Emden ihre "Stereoskopen- Galerie" gegen Eintritt und zum Verkauf im Hotel "zum Prinzen von Preußen" auf. Die "Glaskünstler" Grienwaldt & W. Wege hatten neben "unzerbrechlichen Damenputz- und Toilette- Gegenständen" in ihrem Glas- Bazar, den sie für 5 Tage im Oktober 1858 im "Hotel zur Börse" aufgebaut hatten, eine Stereoskopen- Sammlung dabei, und im August 1860 kam Carl Oeser mit den "rühmlichst bekannten Charles´schen Stereoscopen aus Paris", die auf dem Schützenplatze wiederum in Emden zu bewundern waren. 1862 inserierte ein J. Pannebakker in der Ostfriesischen Zeitung in Emden, daß er seine Stereoskopen- Sammlung im Hotel "zum weißen Hause" präsentierte. "Reizende Landschaften und plastische Bilder werden einem hochgeehrten Publikum in einer so überraschenden lebendigen Form gezeigt, daß gewiß jeder Besuchende sich einen Genuß verschaffen und im vollsten Maße zufrieden gestellt werden wird.", schrieb er in der Annonce.  Im Dezember 1865 gab er bekannt, daß er "in meinem Garten, Kattewall Nr. 5, ein Stereoskopen- Cabinet" aufgestellt hat. Offenbar war Pannebakker Emder Bürger, leider ist über ihn nichts Näheres bekannt.

Rückseite einer Carte-de-Visite- Fotografie mit dem Aufdruck C. van Laaten.
Nachlaß de Pottere, Ostfriesische Landschaft, Aurich.

Mehr allerdings über den Mann, dem dieser kleine Überblick gilt: CHRISTIAN VAN LAATEN. Van Laaten wurde 1810 geboren und eröffnete im Alter von 44 Jahren am 5. Juli 1854 ein Daguerreotypatelier in Emden, zwischen den beiden Sielen (sämtliche Informationen über den Fotografen Christian van Laaten sind dem Beitrag "...mit der Absicht sowohl in loco als auch reisend zu agieren..." von Christian Timm entnommen. Abgedruckt in: Hoffmann, Detlef/Thiele, Jens: LICHTBILDER-LICHTSPIELE, Marburg 1989, S. 195 ff). Wie so viele andere Photographen, übte auch van Laaten vorher andere Berufe aus."Davor war er bereits Bürstenbinder, Hersteller von Wachsfrüchten und -figuren und Porzellanmaler." (Timm, a.a.O.) 1859 stellte van Laaten einen Antrag auf Erteilung einer "Hausir Concession" für den Landdrostbezirk Aurich. Dies tut er, da er, Timm zitiert: "in Emden allein als Photograph nicht hinlänglich Beschäftigung finde" und um "von Zeit zu Zeit die übrigen Städte und größeren Dörfer Ostfrieslands zu besuchen." (Staatsarchiv Aurich Rep 15 5667).

1872 erschienen die ersten Annoncen, in denen Christian van Laaten seinen "Stereoskopen- Tempel" anpries. Er reiste in ganz Ostfriesland umher, war in Emden, in Aurich, auf Norderney, in Leer und in Norden durch Annoncen nachweisbar. Aus ihnen geht hervor, daß van Laaten über eine Sammlung von mehr als zweihundert Glasbildern und 1882 über 40 Stereoskope verfügte. Die Besucher konnten offensichtlich nicht beim Bildwechsel  wie beim Kaiserpanorama, bei dem die Bilder mechanisch weitertransportiert wurden,  auf ihrem Platz sitzenbleiben, sondern mußten einen Platz weiterrücken.

Bis 1882 läßt sich über Annoncen die Tätigkeit van Laatens mit seinem "Weltpanorama", "Kunstkabinet" oder "Weltmuseum" nachweisen. Die gezeigten Serien von Stereofotografien enthielten, wie einige Namen des Unternehmens nahelegen, Ansichten von fernen Ländern und Städten.  "Mein plastisches Kunst- Kabinet (...) ist ein grosses und unübertroffenes Kunstwerk und enthält eine Menge nach der Natur aufgenommener Ansichten von den merkwürdigsten und schönsten Landschaften der ganzen Erde, ferner Städte, prachtvolle Gebäude, Kirchen, Seen, Waldungen u.s.w.", erfuhr man aus einer Annonce am 3.4.1880 in Aurich. Überall stieß er auf großes Interesse und wohlwollende Beurteilung. Ein kleines Beispiel aus den Ostfriesischen Nachrichten, Aurich, vom 10.6.1882 (andere Presseartikel siehe Leiste rechts): "Das Cabinet enthält 40 Stereoskope mit sehenswerthen Objecten aus Hamburg, Berlin, Petersburg und Paris, prachtvollen Gebirgslandschaften vom Rhein, aus den Alpen, Pyrenäen, Nordamerika etc. und alles erscheint dem Auge in einer so täuschenden Perspective und bei einer so natürlichen Beleuchtung daß man sich in die wirklichen Scenerien hineinversetzt glaubt. "

Man berichtete mir aus den Niederlanden, daß Materialien von Christian van Laaten in einem kleinen Museum verwahrt und gezeigt werden. Ich hoffe, bald Näheres veröffentlichen zu können.

Bernd Poch