Auszug der Filmfolge Saison 1928/29
Die Lichtspielleitung hat nach sorgfältiger Prüfung der ihr im Wettbewerb unterbreiteten Wünsche und Anregungen des Publikums und der neuesten Filmschöpfungen ihr Programm zusammengestellt. Mit dieser Festgabe will sie zeigen. daß sie unter voller Achtung und Wünsche ihrer Freunde und Gönner ständig fortschreitend ihr Programm auf der Höhe eines erstklassigen Theaters hält. Sie bietet demzufolge u. a.:

"Robert und Bertram", Ein Harry Liedtke-Lustspiel mit Fritz Kampers. Dolly Grey, Elliza la Porta, Herm. Picha und Fritz Greiner. Die Abenteuer- und Liebeserlebnisse der Vagabundenfahrt zweier falscher Münchner Maler mit herrlichen Schwarzwaldaufnahmen bieten in acht Akten unbändiges Vergnügen. “Das Blumenwunder". Der Film vom geheimnisvollen Werden und Vergehen des physischen und seelischen Lebens der Blume. “Ich hat einen Kameraden". Aus Deutschlands Kolonien wirklichkeitsgetreue Bilder voll heldenhaften vaterländischen Erlebens mit Frida Richards bester Mutterrolle. “Alpenglühen". Drama und Hochgebirgsfilm von monumentaler Art und edelstem Wert. Dem Volkstum entnommen. spricht er mit seinen wundervollen Gebirgsaufnahmen doppelt zu Herzen. “Die Heilige und ihr Narr". Nach dem von ungezählten Kinofreunden gelesenen gleichnamigen Roman mit dem Schwaben Wilhelm Dieterle als Regisseur und Darsteller. Das zarte “Seelchen" wird mit der erforderlichen Feinheit von Lien Dyers gegeben. Der großartigste Erfolg unseres Landsmannes Josef von Sternberg als Regisseur mit seinem größten Kriminalfilm “Unterwelt" und Emil Jannings als Hauptdarsteller in dem gewaltigen Paramont -Großfilm “Sein letzter Befehl". Leo Lasko verherrlicht in “Weltkrieg” des Volkes Heldengang und Not. Lya Mara, ein der beliebtesten deutschen Filmdarstellerinnen kommt in “Heute tanzt Mariett” “Mary Lou" und “Mein Herz ist eine Jazzband”. Dem religiösen Empfinden soll u. a. in “König der Könige” , diesem erhabenen Monumentalwerk mit seinen überwältigenden Massenszenen Rechnung getragen werden. “Tom Mix”, der ungekrönte König der Cowboys und “Harry Piel”, der Mister der temporeichen Sensations-Abenteuer , werden ein immer dankbares Publikum finden. “Rivalen" mit Viktor Mc Laglen, Edmund Lowe und Dolores del Rio sind die Freude aller Besucher. “Freiwild". sieben Akte von der Bühne des Lebens nach dem gleichen Schauspiel von Artur Schnitzler, ein Bild der stärksten und wuchtigsten Eindrücke. “Pat und Patachonfilme" als unübertreffliche Lachschlager. Olga Tschechowa teilt mit Hans Stüwe die Hauptrollen für “Marter der Liebe”, der allerbesten Filmleistung der letzten Jahre und spielt in “Moulin Rouge” die Parysia, das Symbol der lebensvollen Lichtstadt an der Seine. Ernst Lubitsch, einer der besten deutschen Regisseure. bringt den bekannten Ben Hur-Darsteller Ramon Novarro als Karl Heinz neben Norma Shearer als Käthi in “Alt-Heidelberg” wirkungsvoll zur Geltung. Fritz Lang bietet in “Spione” und “Die Frau im Monde” seinen zahlreichen Anhängern wiederum nur Bestes. Richard Eichberg hat in Anna May Wong das Wunder asiatischer Ursprünglichkeit und doch wieder wertvollster Kultur für den Film “Song” (Schmutziges Geld) entdeckt. und zudem “Rutschbahn” herausgebracht. John Barrymore produziert sich als “Don Juan”. Die vergötterte Tänzerin Doloris del Rio hat Gelegenheit, in “Ramona” und “Die rote Tänzerin von Moskau” ihre ungezählten Verehrer durch anerkannte Grazie und seltene Schönheit zu entzücken. Charlie Chaplin, der hervorragende Meister des vornehmen Lustspieles, bewegt sich als urkomisches Original in “Streiflichter”, und der gediegene Komiker Buster Keaton zeigt sich in “Wasser hat Balken”. Die gertenschlanke Brigitte Helm führt sich in .”Abwege” und “Die Yacht der sieben Sünden” ein. Reinhold Schünzel, begehrter Minnefürst, stellt sich der hochverehrten Damenwelt in “Don Juan in der Mädchenschule” vor. Maria Paudler, Georg Alexander und Livio Pavanelli arbeiten in “Liebe im Schnee”. Allen Freunden des edlen Sports wird “Wings” der imposanteste aller Fliegerfilme mit seinen ungeheuren Spannungen ein hervorragender Genuß. Die charmante Laura la Plante ist die tapfere Soldatenbraut in “Soldatenleben, das heißt lustig sein”. Hierher gehört die wahrheitsgetreue Charakterisierung der Leiden und Entbehrungen der Fremdenlegionäre durch den Film “Die Hölle der Heimatlosen”. Richard Oswald. der deutsche Meisterregisseur, inszenierte “Das Haus in der Rothausgasse” mit Grete Mosheim und Gustav Fröhlich. “Villa Falconieri” und “Angst”. Die beiden letztgenannten Roman-Verfilmungen versprechen durch ihre bekannten Autoren Voß und Zweig besonderen Erfolg. Nicht zuletzt soll auf “Wolga-Wolga” verwiesen werden, dessen Regisseur W. Turjanski das Wolgalied “Stenka Rasin” verfilmte. Greta Garbo, die gefeiertste Schönheit der Gegenwart, spielt mit John Gilbert im Gedächtnisjahr des großen Russen Leo Tolstoi dessen “Anna Karenina”. Henny Porten, die deutsche Filmkönigin, wird in “Zuflucht” und “Liebe im Kuhstall” in ganz besonders eindrucksvoller Weise ihr gottbegnadetes Talent zum Ausdruck bringen. Mit besonders großem Aufwand und indischen Darstellern ist das indische Schauspiel “Das Grabmal einer groben Liebe” durchgeführt und wird alle Interessenten der fremden Sitten und Gebräuche anziehen. Auch “Onkel Toms Hütte” ist einMeisterwerk der Filmkunst, das nach seinem berühmten Roman der Harriet Beecher-Stowe die schauerlichsten Kapitel der Menschheit, die Sklaverei, behandelt. “Marquis d'Eon” (Der Spion der Pompadour) mit Fritz Kortner, Liane Haid und Agnes Esterhazy zeigt das Spiel einer schönen Frau und ihre abenteuerlichen historischen Erlebnisse am Hofe zu Paris und Petersburg. Der Stuttgarter Regisseur Paul Leni bringt Konrad Veidt in “Der Mann, der lacht “ , “Ich schnitt es gern in alle Rinden ein”, so freut uns ein Wiedersehn mit Fritz Kampers und Maria Paudler. Und nun zeigt uns Reginald Denny das wundervolle Spiel der entzückenden kleinen Jane la Verne in dem köstlichen Lustspiel .”Mein Pappi”. Bebe Daniels und die bekannte Kanaldurchschwimmerin Gertrud Ederle filmen in “1, 2, 3 los !”. “Rasputins Liebesabenteuer” bringt ein künstlerisches Eingehen auf diesen unzweifelhaft interessantesten und seltsamsten Menschen der Weltgeschichte.

Die Lichtspielleitung beabsichtigt mit der Veröffentlichung dieses Programm-Auszugs keine besondere Hervorhebung der betreffenden Filme, sondern will nur das eingangs Gesagte belegen und die Theaterfreunde entsprechend unterrichten.
 

Beginn der Vorführungen:
Sonntag, den 28. Oktober (König Christifest) 3 Uhr, 5.30 Uhr und 8 Uhr
Ab Sonntag. den 4. November ununterbrochene Vorführung mit je 10 Minuten
Pause nach Programmschluß
Beginn 2.30 Uhr
An Werktagen je 8 Uhr
Die Anfangszeiten werden pünktlich eingehalten.