Zeitungsartikel aus dem
Schramberger Anzeiger und dem
Schwarzwälder Tagblatt

© Bernd Poch 1999, FORUM Mediengeschichte. Zitieren, auch auszugsweise,  nur mit korrekter Quellenangabe.

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A. WANDERKINO

Schramberg, 11. Jan. Der Kinematograph, welcher seit Samstag im Vereinshaus zu sehen ist, hat sich unerklärlicherweise keines so starken Besuches zu erfreuen, als diese wunderbare Erfindung eigentlich verdienen würde. Die lebenden Photographien; Straßenbilder aus Paris; ein österreichisches Infanterie- Regiment, das ins Manöver zieht; ein Gärtner, der Unkraut verbrennt; eine Szene beim Dorfbarbier; ein Lumpensammler bei der Arbeit; badende Kamerunneger; ein Duell auf Schläger; ein Bubenstreich im Garten; Anfangsstudien eines Radfahrers; ein in den Bahnhof einfahrender Eisenbahnzug etc. ernteten reichen, ungeteilten Beifall. Für ein einziges Bild sind, wie uns der Besitzer des Kinematographen mitteilt, nicht weniger als 1600 photographische Aufnahmen erforderlich, die auf einem 26 Meter langen Gelatinband aneinandergereiht und dann mittelst eines besonderen Apparats an den Linsen der Camera obscura vorbeigeführt werden. Wir können Jedem, der die interessante Erfindung noch nicht gesehen hat, nur angelegentlich einen Besuch der heute abend im Vereinshaus stattfindenden Schlußvorstellungen empfehlen.

11. 1. 1897 (Liste)


Schramberg, 2. Febr. Der gestern abend im Vereinshaus stattgehabte, vom Gewerbe- Verein veranstaltete Vortrag des Herrn Fürstenberg aus Berlin war sehr zahlreich besucht, da namentlich auch den schülern der Fortbildungsschule Freikarten genehmigt worden waren. Der Vortragende erklärte in wohl verständlicher Sprache und unter Vorführung einer großen Zahl interessanter Einzellichtbilder, namentlich auch verschiedener Apparate- Zeichnungen, wie sich die "lebende Photographie" nach und nach zu den heutigen Erfolgen entwickelt, wie bei dem Beschauer der mittelst Kinematograph oder Kinetoskop vorgeführten Bilder die Täuschung erweckt wird, als sehe er den betr. Körper in der Bewegung. Die im zweiten Teil des Vortrags mittelst des rotierenden Apparats vorgeführten "lebenden Photographien" ergänzten die Erklärungen des ersten Teils in sehr einleuchtender Weise namentlich auch dadurch, daß Herr Fürstenberg bei jedem Bild durch langsameren Gang der Maschine erst die Einzelaufnahmen zeigte und dann durch die entsprechend schnelle Drehung die Bilder so ineinander verschwimmen ließ, daß die Täuschung vollkommen war. Man glaubte, hinter dem Stück weißer Leinwand wickle sich das ganze lebendige Treiben ab.

3. 2. 1900 (Liste)


Schramberg, 21. April. Zu unser neulichen Notiz über die Biograph- und Zonophon- Vorstellung im "Museum" sei ergänzend nachgetragen, was unter dem Ausdruck "Zonophon" verstanden werden will. Das Wort- so ist in dem "Programm" für die Vorstellung zu lesen- bedeutet eine Zone oder einen Gürtel von Tönen; der Ausdruck ist aus dem Grunde gewählt, weil bei den Zonophon Schallplatten eine feine fadenförmige Spirallinie in Form eines Gürtels auf dem äußeren Rand der Platte eingraviert ist. Die Konstruktion dieses Apparates weicht im Allgemeinen sehr von den bekannten Phonographen ab, wenn auch der Grundgedanke festgehalten werden mußte. Bei der Vorführung des Zonophon werden die Töne so vollkommen wiedergegeben, daß man im Zweifel ist, ob man nicht eigentlich die vortragenden Sänger oder das Orchester etc. selbst vor sich hat.

23.4.1903 (Liste)


Schramberg, 27. April. "Spenker´s Spezial- Vorführungen seines gesetzlich geschützten Biographen und Zonophon" haben in der letzten Woche ein zahlreiches Publikum in drei verschiedenen Vorstellungen und einer am Samstag nachmittag stattgehabten Kinder- Vorstellung eine große Schaar unserer Kleinen unterhalten. Für Donnerstag abend hatte die Junghans´sche Casino- Gesellschaft den vom "Museum" hierherberufenen Herrn engagiert und die erstgenannte Gesellschaft war, wie uns auf Nachfrage bestätigt wird, "sehr befriedigt". Am Freitag war den Mitgliedern der Museum- Gesellschaft Gelegenheit gegeben, zu sehen und zu hören, was der Spenker´sche "Biograph" und dessen "Zonophon" leiste. Die Mitglieder hatten sich mit Angehörigen zahlreich eingefunden und insbesondere derjenige Teil der Gesellschaft, dem ähnliche Vorführungen noch mehr oder weniger neu waren, folgte denselben mit lebhaftem Interesse. Die größte Anzahl der "Bilder" trug dem ganz begreiflichen Anspruch des Publikums, sich zu amüsieren, Rechnung und so standen insbesondere die verschiedenen scherzhaften Szenen vielfach Beifall. Am Samstag abend wurde eine allgemein zugängliche Vorstellung gegeben, die sich nochmals ziemlich guten Besuchs erfreute.

28.4.1903 (Liste)


Schramberg, 27. Aug. In den nächsten Tagen (Freitag, Samstag, Sonntag und Montag) finden hier im Saal zum Lamm kinematographische Vorstellungen statt. Aus Wildbad wird über diese Vorstellungen geschrieben: Die Kurgäste brachten denselben großes Interesse entgegen und wurden sämtliche Bilder - teils ernsten teils heiteren Genres - mit großem Beifall aufgenommen. Es sind in der Tat die "Lebenden Photographien" eine staunenswerte Errungenschaft unserer Zeit und jeder, mag er solche Vorführungen auch schon öfters gesehen haben, sieht dieselben gerne wieder an, um sich auf´s neue zu wundern und zu ergötzen. Ja, wundern muß man sich, wenn die Bilder in einer Feinheit und Genauigkeit vor unser Auge treten, wie es in den Vorstellungen des Hrn. Molt der Fall war. Wir können solche Vorstellungen jedermann wärmstens empfehlen; es werden die Erwartungen gewiß befriedigt werden.

29.8.1903 (Liste)


Schramberg, 8. Mai. Die von der hiesigen Ortsgruppe des Deutschen Flotten- Vereins auf letzten Samstag veranstalteten kinematographischen Vorführungen verdienen es, nochmals besonders hervorgehoben zu werden, haben sie sich doch allseitig Anerkennung erworben. Einmal ist jedes Bildungsmittel, das die geistige Begriffssphäre der Jugend und des Volkes zu erweitern geeignet ist, durchaus zu begrüßen. Auch der Binnenländer soll wissen, was in der weiten Welt draußen vor sich geht, soll die Bestrebungen kennen lernen, die darauf abzielen, dem deutschen Vaterlande den ihm gebührenden Platz unter den großen Weltmächten zu verschaffen und zu bewhren. Vorbei sind die Zeiten, wo es für das Volk als genügend angesehen wurde, wenn es nur das ihm zunächst Liegende verstand, aber von den Bewegungen in der Welt nichts wußte. So hat sich denn erfreulicherweise gestern nachmittag bei der Schülervorstellung sowohl als am Abend der Vereinshaussal bis auf das letzte Plätzchen gefüllt. Es war eine herzerquickende Freude, das Staunen und die Ueberraschung der etwa 600 Kleinen zu verfolgen. Wie klatschten begeistert die Händchen nach jedem Bilde und wie fröhlich erscholl der Beifall, das Lachen, die Freude. Das zahlreiche Publikum der Abendvorstellung folgte den Vorführungen mit gespannter Aufmerksamkeit. Für wen wäre es auch nicht von Interesse gewesen, den Stand der Kriegsflotten der verschiedenen Nationen kennen zu lernen, wie ihn die erste Serie der kinematographischen Bilder vorführte ! Gleichfalls hochinteressant war die Reise nach Amerika, die durch die zweite Serie geboten wurde, und wobei man das Wichtigste zu sehen bekam, was auf einem Auslandsdampfer während der Reise vor sich geht und was ihm begegnet. Der dritte Teil zeigte die verschiedenen Typen unserer Kriegsschiffe im Gefecht und Manöver in höchst anschaulicher Weise. Nach einer Ansprache des Herrn Gunßer (Vorstand der hiesigen Ortsgruppe), in welcher derselbe kurz die Bestrebungen und Ziele des Deutschen Flottenvereins darlegte und zum Beitritt auf Freundlichste einlud, folgte noch die Vorführung einiger aktueller Bilder (aus dem russisch- japanischen Feldzug), Flotten- und Landungsmanöver auf taktischer Grundlage des Gefechtsfeldes von Port Arthur, z. B. Bombardement beim Angriff von Panzerschiffen, Kreuzern, Kanonen- und Torpedobooten, Landen des Feindes auf Booten, an Landbringen der Kanonen u. dergl., welche Bilder natürlich erneutes Interesse hervorriefen. - Dem Flotten- Verein sind am Samstag abend 36 neue Mitglieder beigetreten, so daß der Verein jetzt 300 Mitglieder zählt - ein erfreulicher Erfolg der hiesigen Ortsgruppe und ihres tatkräftigen Vorstandes.

10.5.1904 (Liste)


Schramberg, 6. Mai. Bläser´s Biograph ist auf dem Platze bei der Schule Berneckstraße eingetroffen und wird von Donnerstag (Himmelfahrtstag) nachm. 3 Uhr an, jede Stunde Vorstellung mit jedesmaligem Programmwechsel geben bis abends 9 Uhr. Eine Photographie dieses Etablissements bestätigt, daß das Etablissement ein wirklicher Kunstbau ist und allein das Aeußere eine Sehenswürdigkeit, namentlich abends bei feenhafter Beleuchtung bildet. Die ganze Fassade ist als ein griechischer Tempelbau gedacht, welcher von 12 korintischen Säulen getragen wird. Aber nicht etwa flach gemalt ist das Ganze, sondern absolut plastisch in Zink ausgeführt. Den Mittelbau ziert eine Quadrille (Viergespann) mit der Elektra im Siegeswagen, ebenfalls in Zink gedrückt und galvanisiert. Die Gruppe ist ein wahres Meisterwerk und besitzt einen Kunstwert, denn kein Geringerer hat die Gruppe modelliert als Meister Weltring in Karlsruhe, der Schöpfer der Nymphengruppe im dortigen Schloßgarten. Herr Bläser, der Besitzer dieses Geschäftes, wird alles aufbieten, um der Einwohnerschaft eine Vorführung zu bieten, wie man dies sonst nur in einer Großstadt in den ersten Etablissements zu sehen gewöhnt ist. Mit dem Programm wird jede Vorstellung gewechselt, Es ist zu wünschen, daß das Unternehmen sich auch hier eines recht zahlreichen Besuches zu erfreuen hat.

7.5.1907 (Liste)
 


Schramberg, 8. Mai. Wie wir schon in der letzten Nummer ankündigten und auch aus dem heutigen Inseratenteil zu ersehen, ist Bläser´s Biograph bereits eingetroffen und wird der prachtvolle Zeltbau gegenwärtig auf dem Berneck- Schulhausplatz aufgestellt. Wir können unsern Lesern schon jetzt den Besuch dieses wirklich einzig in seiner Art dastehenden Etablissements warm empfehlen. Dies Kinematographen -Theater bzw. dessen Vorführungen sind wirklich einzig in seiner Art und ist das Programm jeder einzelnen Vorstellung derart zusammengestellt, daß auch dem verwöhntesten Geschmacke Rechnung getragen wird und jeder Besucher auf seine Kosten kommt. Jedenfalls dürfte es eine Seltenheit sein, in den Mauern Schrambergs ein solches Prachtgeschäft besuchen zu können, welches sonst nur die größeren Städte frequentiert. Wir werden auf die Vorführungen noch zurückkommen.

9.5.1907 (Liste)


Schramberg, 10. Mai. Bläser´s "Biograph" erfreute sich gestern trotz des zu Spaziergängen wie gemachten Wetters eines sehr guten Besuches. Ein Bild ist schöner und deutlicher als das andere und man wird des Sehens und der Bewunderung nicht müde. Da jeder Tag ein neues Programm bringt, so bringt auch ein wiederholter Besuch immer neuen Genuß und neue Freude.

11.5.1907 (Liste)


Schramberg, 15. Nov. Ueber den "Zirkus- Kinematographen", der am Samstag und Sonntag hier Vorstellungen geben wird, schreibt das "Reutl. Tagblatt": "Vor ausverkauftem Hause gab gestern im Löwensaale der Kinematograph seine hochinteressanten kinematographischen Vorführungen. Das gewählte Programm war eigenartig und ließ nichts zu wünschen übrig. Als hervorragend sind zu nennen künstlerisch vollendete Gemälde von packender realistischer Naturtreue, ein wertvoller sozialistischer Anschuungsunterricht für die breiten Volksschichten, die beidemale den Saal gedrängt voll besetzt hatten; ferner eine endlose Reihe humoristischer Sachen, die selbst dem härtesten Hypochonder ein Lächeln abzwingen. Ein Besuch dieser neuen kinematischen Vorführungen ist daher nur zu empfehlen." (Näheres im Inseratenteil d. Bl.)

16.11.1907 (Liste)


Schramberg, 10. Jan. Das "Welt- Bio- Theater" gibt vom Freitag bis einschließlich Montag im "Vereinshaussaale" Vorstellungen. Das Unternehmen erfreut sich eines vorzüglichen Rufes. In Donaueschingen wurde demselben die Ehre des Besuchs der Fürstlichen Familie mit ihren Jagdgästen zuteil. Die Herrschaften verfolgten mit regem Interesse und lebhaftem Beifall die Darbietungen und sprachen sich sehr anerkennend über dieselben aus. Die Bilder erscheinen sehr deutlich ohne jedes Flimmern in natürlicher Größe. Zur Vorführung gelangen u.a. folgende Nummern: Das große Automobilrennen in Dieppe in Frankreich, Pickmann II., Ringkämpfe, die Jagd der Polizisten nach dem Hund als Schinkendieb. Besonders anziehend sind die Bilder der Leichenfeierlichkeiten weiland Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs Friedrich I., als deren erstes die Mainau mit den zahlreichen Fischerbooten erscheint. Alsdann folgt die Ueberführung  in das Trauerschiff "Kaiser Wilhelm", hierauf die Ankunft in Konstanz. Die Beisetzung in der Stadt Karlsruhe, bei welcher der Trauerschmuck in den Straßen deutlich erkennbar ist, bietet ebenfalls das lebhafteste Interesse. Aber auch die übrigen Serien humoristischen Inhalts sind immer gern gesehen. Die Vorstellungen werden sicher auch hier Beifall finden.

11.1.1908 (Liste)


Schramberg, 16. April. (Kinematograph H. Hirdt.) Auch an dieser Stelle sei auf den am Sonntag und den nächstfolgenden Tagen hier spielenden Kinematographen aufmerksam gemacht. Hirdts Unternehmen ist das größte und leistungsfähigste des deutschen Reiches. Mit all den schon hier gewesenen nicht zu vergleichen, bietet dieses großartige Unternehmen, mit seinem reichhaltigen Programm, nur das Neueste, was sich soeben auf dem Erdball zugetragen hat, wie die Erdbebenkatastrophe, die Ereignisse in Serbien u.s.w., alles das, was jeder Zeitungsleser mit dem größten Interesse verfolgt hat. All diese merkwürdige Geschehnisse in einziger Art der Aufführung an seinen Augen wahrhaft vorüberziehen zu lassen, muß auf jeden Zuschauer einen tiefen Eindruck hinterlassen. Den Einwohnern von Schramberg und Umgebung, denen ja wenig Gelegenheit geboten ist, etwas wirklich großartiges zu sehen, dürfte der Besuch des größten Kinos zu empfehlen sein.

18.4.1909 (Liste)


Schramberg, 23. April. (Kinematograph H. Hirdt.)  Trotz der verschiedenen Anlässe, hatte auch gestern wieder Hirdt´s Kino einen guten Besuch. Mit Freuden wird einst jeder Kino- Interessent sich der vergnügten und belehrenden Stunden erinnern, die ihm der größte Kinematograph Deutschlands bereitet hat. An dieser Stelle sei darauf aufmerksam gemacht, daß heute Freitag abend eine große separate Spezial- Vorstellung mit hochinteressantem Programm stattfindet. Zutritt haben jedoch nur Personen über 18 Jahren. Diese Aufführung zeigt uns das öffentliche, wie verborgen verbrecherische Treiben im modernen Paris. Keine Uebertreibung, sondern wirkliche kaum glaubbare Vorgänge im Sumpfe der Weltstadt. Jedem ist Gelegenheit geboten, echte Pariser Episoden in Augenschein zu nehmen. Besonders seien die großartigen Nummern "die Apachen" und "der Schrecken der Polizei von Paris" erwähnt. Wer noch ein Gefühl für Gefahren hat, wird diese Aufführung in steter Erinnerung bleiben. Die Kasse wird eine ganze Stunde früher geöffnet, damit kein allzugroßes Drängen stattfinden kann. Freikarten haben bei dieser Extra- Vorstellung keine Gültigkeit. Diesen genußreichen Abend möge niemand versäumen.

24.4.1909 (Liste)


B. VORFÜHRUNGEN VON REINHARD MOOSMANN

Schramberg, 18. Nov. Die gestern abend im Restaurant Haas durch Herrn Reinhard Moosmann vorgeführten kinematographischen
Lichtbilder wirkten sehr gut und hatten ein bis auf den letzten Platz besetztes Haus. Kinematograph und Musik harmonierten aufs beste und wären Repetitionen diesen Winter hindurch sehr zu empfehlen.

19.11.1907 (Liste)


Schramberg, 24. April. Wie aus dem Anzeigenteil zu ersehen, wird Herr R. Moosmann hier am Samstag und Sonntag kinematographische Vorstellungen (Vorführung lebender Photographien) veranstalten. da Herr Moosmann auf dem Gebiete kein Neuling mehr ist, seine Apparate und Bilder neu und tadellos sind, so werden Schaulustige auf ihre Rechnung kommen und sei hier auch auf die Vorstellungen aufmerksam gemacht.

25.4.1908 (Liste)


C. WELTKINOGRAPH IMPERATOR

Schramberg, 13. Mai. Der "Weltkinograph Imperator" schreibt uns: Unter der Firma "Weltkinograph Imperator" ist mit 1. Mai am hiesigen Platze ein ständiger Kinematograph eröffnet worden. Die ersten Vorstellungen, von denen die am ersten Sonntag sich eines ziemlich guten Besuches zu erfreuen hatte, legten ein beredtes Zeugnis ab von dem Bestreben der Direktion, nur Gutes und Belehrendes zu bieten. Kinematographische Vorführungen bilden sicherlich eine angenehme Bereicherung der nicht allzu zahlreichen Unterhaltungsgelegenheiten unserer Stadt., und es wäre zu wünschen, daß sie die Gunst des Publikums im weitesten Maße gewännen und ihnen diese erhalten bliebe. Auf eine Beschreibung der einzelnen Bilder einzugehen, würde zu weit führen, es kann jedermann scih selbst am besten von der Güte der Vorführung überzeugen, wenn er dem Unternehmen einen Besuch abstattet. Hochinteressante Naturaufnahmen, teilweise prachtvoll koloriert, wechseln mit erstklassigen Kunstfilms, ergreifende Szenen aus dem täglichen Leben darstellend. Auch die Lachmuskeln bleiben bei einer derartigen Vorführung nicht untätig, da einige Nummern voll köstlichen Humors in den jeweiligen Programmen enthalten sind. Bemerkenswert ist die schnelle Aufeinanderfolge der Bilderserien, wobei ihre hervorragende Schärfe und Klarheit, wie man sie bei wandernden Geschäften kaum antrifft, besonders hervorzuheben sind.

14.5.1910 (Liste)